Debattenbeitrag von Philipp Dehne (Mit-Initiator Bildungsrat von unten) und Claudius Baumann zu den SWK-Empfehlungen [taz v. 14.02.2023]
Die etwas andere Kultuskonferenz
Debattenbeitrag von Philipp Dehne (Mit-Initiator Bildungsrat von unten) und Claudius Baumann zu den SWK-Empfehlungen [taz v. 14.02.2023]
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Die desolate personelle Ausstattung der Schulen in Deutschland ist ein eigentlich bekanntes Problem. Seit Jahren wurde seitens der Schulen und der GEW davor gewarnt, dass es auf Grund der Altersstruktur zu genau dieser Situation kommen wird.
Eigentlich sollte die Berechnung des Personalbedarfs eine leichte Aufgabe sein, denn auch die Zahl der zu beschulenden Kinder lässt sich berechnen.
Dass nun plötzlich festgestellt wird, dass es nicht genug Personal in den Schulen gibt und dass dieser Mangel dadurch behoben werden soll, dass die Bestandslehrkräfte mehr arbeiten sollen, grenzt an Zynismus. Die Lehrenden, die seit Jahren ‚den Laden am Laufen halten‘ und diesen enormen Mangel verwalten, sollen jetzt noch mehr arbeiten?
Das kann nur dazu führen, dass der Krankenstand steigen und sich die Kolleg:innen, die mit dem Lehrerberuf hadern, beruflich umorientieren werden.
Ich habe gerade mal nachgelesen, was die Parteien in Schleswig-Holstein sich bildungspolitisch auf die Fahnen geschrieben haben. Die CDU, die immerhin die Bildungsministerin stellt, möchte dabei gern folgendes Ziel umsetzen:
„Wir werden die erreichte Unterrichtsversorgung von über 100 Prozent an den allgemein- und berufsbildenden Schulen aufrechterhalten.“
Warum merke ich davon an meiner Schule nichts? Weil wir eine unglaublich leistungsstarke Kollegin namens EVA haben?
Solche Dinge sollten wir uns merken, um sie ggf. in die Diskussion einfließen lassen zu können.
Teile Position des Netzlehrers, dafür wäre ein Quellenbeleg hilfreich, auch um ggf. die Aktualität der Position nachweisen zu können. Immerhin die bereits „erreichte Unterrichtsversorgung von über 100%“; das soll ja wohl heißen, auch die AGs finden statt.
Zum Beitrag: Unterrichtsversorgung, Einsatz von Lehrkräften, aber auch Formulierung von Bildungszielen funktionieren aus meiner Sicht nach einem planwirtschaftlichen Organisationsmodell. Der im Beitrag eingestreute Slogan „Neoliberalismus at its best.“ lenkt deswegen vom eigentlichen Gegenüber ab. Wir stehen hier in Auseinandersetzung mit einer Bildungsbürokratie, sich im hierarchisch gegliederten Austausch mit politischen Eliten befindet und deren Plan versucht umzusetzen. Solange wir keine Systemdebatte führen wollen, müssen wir meiner Meinung nach propagierte Planungsziele zum Gegenstand unserer Diskussion wie z.B. Unterrichtsversorgung machen. – Der Hinweis auf Bildungsgerechtigkeit, die als Ziel ja erst einmal mit dem institutionell definierten Lehrkräftemangel nichts zu tun hat, kann für die Darstellung unserer Ziele dagegen nützlich sein. Denn dieser Hinweis ist zugleich ein Hinweis darauf, wie wir aus unserer pädagogischen Verantwortung heraus unterrichten wollen.